Tierische gute Leckerbissen

Programm

Das patentierte Krokodil Manfred Kyber

Marabu H. von Gumppenberg

Die Raupe Rosalinde Kurt Bartsch

Der Hecht Christian Morgenstern

Koko Gerhard Polt

ottos mops Ernst Jandl

Der Hase im Rausch Sergej W. Michalkow

Wie der Wal seinen Schlund bekam Rudyard Kipling

Wie das Kamel seinen Höcker bekam Rudyard Kipling

Das patentierte Krokodil

(Anfang der Geschichte von Manfred Kyber)

Es war eine Wüste, und in der Wüste war ein Fluss, und in dem Fluss war ein Krokodil. Es tut mir leid, es zu sagen, aber Krokodile sind nicht beliebt. Das kommt nicht etwa daher, weil sie meist schmuddelig und ungepflegt aussehen oder weil sie unleugbar einen etwas unsympathischen Zug um den Mund haben; denn das sind schließlich Äußerlichkeiten. Die Unbeliebtheit kommt vom Appetit. Das ist in der ganzen Welt so: je größer der Appetit, um so kleiner die Beliebtheit. Liebe und Freundschaft gedeihen nur unter Ausschluss des Appetits, und man versteigt sich sogar so weit, das harmloseste Gespräch nur einzugehen unter der engherzigen Bedingung, dass man nicht gefressen oder auch nur angeknabbert wird. Es ist gewiß einseitig, aber auch begreiflich; denn niemand will, kaum daß ein paar verbindliche Worte gewechselt sind, gleich ohne Hände oder Beine dastehen, die er doch andenweit benötigt und die ihm schließlich auch gehören. Und so ist man bei jedem, den man verschlucken will, unbeliebt. Da nun das Krokodil auf alles Appetit hat und alles verschlucken will, so ist es auch bei allen unbeliebt. Es schluckt Missionare, Frösche, Affen und selbst die eigenen Familienangehörigen – alles aus Appetit. Es bekommt ihm auch alles – Gott sei Dank –, und es verdaut auch alles, sogar seine Verwandten. Das Krokodil lag also in dem Fluß, der in der Wüste war, hatte Appetit und war böse. Böse war es nicht, weil es Appetit hatte, sondern weil nichts da war für den Appetit, und da ist jeder böse, nicht nur ein Krokodil, sondern auch die zarteste Dame.